Die Fishhead Horns Big Band begeisterte mit ihrer Swing Gala 2006 die Zuhörer. Es war ein Vergnügen, den Musikern und ihrem Gaststar Herb Geller zuzuhören - sowohl im Kulturforum Kiel als auch in der Laeiszhalle Hamburg am 15.10.06:
Munter swingende Fischköppe - Die Fishhead Horns Big Band erwies sich als fantastischer Amateur-Klangkörper
Der Anheizer war gut gewählt. Max Gregers Up To Date, die Erkennungsmelodie aus dem "Aktuellen Sportstudio", geht wirklich nach vorne los, außerdem kennt sie jedes Kind. Mit New York, New York und Cute folgten nicht minder bekannte Jazz-Standards, die im blitzend-voluminösen Big-Band-Gewand von der Bühne des KulturForums wehten.
Dass es sich aber erst um die Aufwärmrunde des fantastischen Amateur-Klangkörpers um Bandleader und Saxophonist Bernd Frank handelte, sollten die kommenden zwei Stunden im Allgemeinen und der nächste Song im Besonderen zeigen. Der hieß Watermelon Man, Herbie Hancocks Sahnestück des frühen Funk. Hohe, peitschende Bläser, treibende Drums, ein Schwindel erregender Orgelpart und der griffige Gesamtsound der Band machten die Nummer zu einem wahrhaft euphorisierenden Hörerlebnis. Außerdem griff Bernd Frank, der hauptberuflich in Max Raabes Palastorchester musiziert, hier erstmals selbst zum Saxophon und bewies, dass er zu den Könnern seiner Zunft zählt. Nicht minder mitreißend kam das moderne Arrangement des Cole Porter Klassikers Love For Sale daher, bevor Tanja Besmehn als erste von drei sehr guten Gesangssolisten ihre plattdeutsch getextete Fassung von Do Nothin Till You Hear From Me darbot.
Nachdem ihr It's Only A Papermoon sanft verklungen war, kam Stargast Herb Geller, Altmeister des Altsaxophons. Mit seinem geschmeidigen, dennoch kraftvollen und klar akzentuierten Spiel polierte der 1928 in Los Angeles geborene Musiker, der seit 1962 in Deutschland lebt und schon mit Chet Baker, Benny Goodman, Ella Fitzgerald, Ray Charles, Shirley MacLaine oder Paul Anka auf der Bühne stand, ewige Songperlen wie All Of Me auf Hochglanz. Einen der schönsten Momente erlebte das Konzert, als Geller im Finale des Zoot-Sims-Medleys zu einem Solo ohne Begleitung ansetzte und Zuhörer und Orchestermusiker zu einer andächtigen Fangemeinde dieses großen, alten Mannes verschmolzen.
Auch die Gesangsnummern begeisterten die Swingfans. Echte Entertainer-Qualitäten bewies Rainer Abbé, der etwa Kurt Weills Mack The Knife druckvoll interpretierte. Große interpretatorische Bandbreite bewies auch Joël Besmehn, die mit Al Jarreaus funkigem Spirit ebenso überzeugte wie mit Gershwins Lullaby Summertime. Den Schlussakkord hinter den bemerkenswerten Abend setzte Bernd Franks Komposition Indiana. Ein Stück für zwei Altsaxophone, bei dem Lehrer (Geller) und Schüler (Frank) auf ihren Instrumenten den Altersunterschied von 43 Jahren einfach hinweg bliesen.